Leichtikon Online-Fachlexikon Sprache, Sprechen, Kommunikation in Leichter Sprache

Was ist eine "Dysarthrie"? Was bedeutet "Diagnostik"? Und wieso braucht die Logopäd:in eine "Schweigepflichtsentbindung"? Leichtikon Bild_0.png

Im logopädischen Handeln soll Menschen mit Sprach- und Kommunikationseinschränkungen sowie deren Angehörigen die Möglichkeit zur Mitsprache und Selbstbestimmung gegeben werden. Diese für die Gesundheitsförderung unabdingbare Partizipation setzt das Verstehen von Informationen zwingend voraus. Fachinhalte für Patient:innen, Eltern, Angehörige und Kooperationspartner:innen einfach und leicht verständlich zu erklären, ist jedoch eine Herausforderung und erfordert eine hohe Sensibilität bei den Fachpersonen. Wenn Logopäd:innen gezielt Leichte Sprache anwenden, schaffen sie günstige Voraussetzungen für eine barrierefreie Kommunikation. Der Dialog zwischen Fachkraft und Patient:in wird professionell erleichtert und kann sich so positiv auf die Therapie auswirken. Nicht nur Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten, mit Deutsch als Zweit- oder Drittsprache, mit rezeptiven Sprachstörungen, mit eingeschränkten Schriftsprachkompetenzen oder Demenz profitieren von Leichter Sprache. Fachbegriffe sind für alle Menschen „schwere Sprache“.

Übersetzungen von Fachbegriffen in Leichte Sprache sind jedoch zeit- und kostenaufwändig und können im Alltag nicht adhoc von Einzelnen geleistet werden. Damit die Implementation von Leichter Sprache in logopädische Kontexte gelingt, müssen Fachkräfte entsprechende Situationen erkennen und auf bereits verfügbare Übersetzungen zurückgreifen können. In einem ehrenamtlichen Kooperationsprojekt zwischen der Universität zu Köln (Dr. Stephanie Riehemann) und dem Zentrum für Unterstützte Kommunikation, ZUK Moers (Dr. Barbara Giel) wurde ein Online-Fachlexikon für Leichte Sprache entwickelt, welches kontinuierlich weiterwächst. In einem Tandem-Verfahren wurden und werden Begriffe und Definitionen übersetzt, wobei aktuell KI gestützte Übersetzungen in einem Projekt miteinbezogen werden.

Wir streben an, dass möglichst alle Übersetzungen durch Prüfer:innen für Leichte Sprache geprüft werden. Ein Prüfsiegel kennzeichnet im Leichtikon bereits geprüfte Begriffe. Im Sinne eines partizipativen Grundgedankens wollen wir damit sicherstellen, dass die Übersetzungen tatsächlich von den Fokuspersonen verstanden werden.

Im Leichtikon können aktuell über 80 Übersetzungen von Fachbegriffen aus den Bereichen Sprache, Sprechen und Kommunikation in Leichte Sprache abgerufen und kostenlos verwendet werden. Jeder kann Begriffsvorschläge für weitere Übersetzungen auf der Leichtikon Webseite machen.

Die Übersetzungen können in jeder Form der mündlichen (z.B. Elterngespräche, Standortgespräche, Vorträge, Informationsveranstaltungen) und schriftlichen Kommunikation (z.B. Flyer, Elternbriefe, Aushänge) verwendet werden. Auch auf der eigenen Homepage können die Übersetzungen mit Verweis auf die Quelle veröffentlicht werden.

Im Leichtikon befinden sich Fachbegriffe aus den Kategorien:

  • Linguistik/Spracherwerb (z.B. Adjektive),
  • Praxis/Sprachtherapie (z.B. Anamnese),
  • Schule (z.B. Elternberatung),
  • Störungsbild (z.B. Poltern) und
  • Unterstützte Kommunikation (z.B. Talker).

Barrierefreie Kommunikation  kann gelingen – auch in der Logopädie!

Barbara Giel, Zentrum für Unterstützte Kommunikation ZUK Moers, giel@zuk-moers.de
Stephanie Riehemann, Universität zu Köln, s.riehemann@uni-koeln.de
https://www.leichtikon.de/

 

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