Oder: wenn uns die Worte fehlen.
«Hüt hani dä Dings bruucht. Weisch, dä wo d’Schale kaputt macht. So e Dings ebe, met däm schwäre Dings draa. Ned sehr gross, aber ou ned winzig. So e Dings haut.»
Sommer 2018. Ein ganz normaler Hitzetag, zwischen mir und einer guten Freundin läuft ein Dialog rund um «Dings». Das gesuchte Wort fällt uns beiden beim besten Willen nicht ein. Wir können dem gesuchten Begriff einen Kontext zuschreiben (Frühstück), dessen Funktion beschreiben (öffnet die Eierschale), gegenseitige Fragen dazu stellen (Welche Form hat es?) oder das Wort selbst beschreiben (es ist ein langes, ungewöhnliches Wort). Ohne grosse Vorbereitung verwenden wir diese Strategien, um dem gesuchten Wort auf die Schliche zu kommen. Sogar einzelne Buchstaben des Wortes können wir rekonstruieren. Aber der Begriff selbst fällt uns einfach nicht ein.
Schlussendlich resignieren wir und wechseln das Thema. Wieder zu Hause, kreisen meine Gedanken: Wortfindung, Wortschatz oder Wortabruf können in der Logopädie einen grossen Teil der Therapieinhalte einnehmen. Kinder, Jugendliche oder Erwachsene kostet es jedes Mal enorm viel Überwindung, an der Wortsuche dranzubleiben. Nebst dieser Überwindung gilt es dann auch noch, die Hilfestellungen und Abrufstrategien überhaupt erst zu kennen. Und anzuwenden!
Im Online-Duden wird «Dings» als Ersatzwort für ein beliebiges Substantiv, oft einen Namen, definiert. Dieser Ersatz werde gebraucht, wenn der sprechenden Person ein bestimmtes Wort gerade nicht einfällt. Nun, in meinem ganzen Gedankenstrudel bemerke ich einmal mehr, was in der logopädischen Therapie zentral ist: Rezepte gibt es nicht, Strategien und Ausdauer sind umso wichtiger. Ersatzwörter wie «Dings» können zwar kurzfristig helfen oder eine Lücke überbrücken, der wahre sprachliche Kern liegt jedoch im Aufbau und Erhalt von Strategien. In diesem Sinne: resignieren Sie nicht, Sprache lohnt sich!
Anika Helfer
PS: Beim Aareschwimmen fiel es mir dann ein, das gesuchte Wort: Eierschalensollbruchstellenverursacher!
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