Beitrag zum Tag der Logopädie 2018
Ich erinnere mich an meinen Aufenthalt in St. Petersburg vor 20 Jahren als Individualtouristin: Weder der russischen Sprache noch der kyrrilischen Schrift mächtig, wurde schon eine U-Bahn-Fahrt zum zeitaufwändigen Abenteuer. Auf welcher Linie befindet sich mein Zielort? Wie löse ich das richtige Ticket? Muss ich - endlich auf dem richtigen Perron angekommen - die U-Bahn links oder rechts nehmen?
Hände und Mimik sowie Stift und Blöckli waren die einzigen Kommunikationsmöglichkeiten, wenn ich niemanden fand, der englisch beherrschte.
Ständig in dieser Situation sind Menschen mit einer Beeinträchtigung, die Ihnen Lautsprache und Lesekompetenz verunmöglicht. Diese Menschen sind auf Unterstützte Kommunikation (UK) angewiesen. UK zeichnet ihnen Wege auf, wie sie mit eingeschränkter oder (noch) nicht vorhandener Lautsprache kommunizieren können. Körpereigene Mittel, wie Mimik, Gestik und die Gebärden werden genutzt, sowie externe Gegenstände, Fotos und Symbole. Immer wichtiger werden elektronische Hilfsmittel. Ein multimodales Kommunikationssystem wird auf die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Personen abgestimmt.
Ziel der Unterstützten Kommunikation ist es, Integration und Teilnahme am sozialen Leben zu ermöglichen. Dazu braucht es jede und jeden von uns: Der Dialog mit UK-Nutzerinnen und -Nutzern erfordert Geduld, eine angepasste Sprache und Ideenreichtum. „Schnell-schnell“ funktioniert hier nicht und fehlendes Interesse am Gegenüber wird zur unüberwindbaren Barriere. Nehmen Sie sich also Zeit und Sie beherrschen schon viel von UK!
Weitere Informationen
Der französischsprachige Verband der Schweiz ARLD hat zum Thema einen Film gedreht. Link
Edith Lüscher
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